Zeitenwende.
Im dritten Jahrtausend.
Und im dritten Jahr des Kreuzberg Festivals.
Wir sind angekommen.
Das Bergmannstraßenfest sollte sich verändern. Es konnte, sollte, wollte nicht mehr in der Bergmannstraße sein. So sei es! Äußerliche Veränderungen helfen zuweilen ja, sich auch innerlich weiterzuentwickeln, die Perspektive zu wechseln und den Blick zu schärfen. Von vorn entdeckt der Blick zurück oft Erstaunliches.
Eingedenk der geschichtsträchtigen neuen Location erhält das traditionsbewusste Kreuzberg Festival naheliegend einen neuen Namen.
Bei der verantwortungsbewussten und respektvollen Recherche der neuen Feierstelle stellte sich schon bald eine ehrfurcht einflößende Erkenntnis ein: sheesh, yes! Right here, right now.
Hier sind wir richtig. Genau hier, in der Kreuzbergstraße.
Der Kreuzberg ist nämlich nach dem „Eisernen Kreuz“ benannt, einem im Krieg gegen Napoleon gestifteten Verdienstorden. Der Orden, von Schinkel entworfen, war der erste, der unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung verliehen wurde, und galt daher auch als Zeichen der bürgerlichen Emanzipation. Bis heute ein Identitätsmerkmal der Kreuzberger Bürger:innen.
Dieses „Eiserne Kreuz“ diente auch als Vorlage für den Grundriss des ebenfalls von Schinkel entworfenen Denkmals auf der Spitze des Kreuzbergs.
Dieses Nationalmonument, ein Meisterwerk der romantischen Neugotik, soll an den Sieg der Allianz gegen Napoleon erinnern und symbolisiert die entscheidenden Etappen der Befreiungskriege 1813–1815, etwa die Schlachten bei Paris im März 1814 und bei Belle-Alliance (Waterloo, heutiges Belgien) am 18. Juni 1815.
Von historischer Bedeutung ist aber eben auch die dritte Schlacht am 23. August 1813. Und die ist nach dem Ort Großbeeren benannt, in dem die Koalitionstruppen unter General Bülow die französischen Truppen schlugen und damit Berlin vor der Besetzung durch Napoleon bewahrten.
Unsere dritte Bühne ist also in der Großbeerenstraße gut aufgehoben. Die Shows auf dieser Bühne Nummer 3 werden nämlich von dem in Belgien aufgewachsenen Stefan Kuschner und dem aus der Ukraine stammenden Norman Shelest kreiert und moderiert – an allen drei Tagen. Beide sind auch als Aktivisten für Refugees und im Widerstand gegen Diktatur und Faschismus aktiv. „Ohne das Böse gäbe es das Gute nicht“ ist angesichts der Brutalität, zu der die Allmachtsfantasien meist männlich gelesener Despoten führen, kein Trost.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“.
Doch zuerst starb ihr Ehemann, Kaiser Friedrich III. (1831–1888) ein liberal gesinnter Hohenzoller, der eine Stärkung des Parlaments befürwortete. Er regierte in diesem „Dreikaiserjahr“ nur 99 Tage lang, dann folgte ihm sein (wahrscheinlich manisch-depressiver) politisch unfähiger, ultrakonservativ und militaristisch eingestellter Sohn Wilhelm II. auf den Thron. Hoffnung auf die Liberalisierung des noch jungen Deutschen Reiches war dahin. Der besonnene Monarch starb und ließ seine frauenbewegte und engagierte Gattin Vicky machtlos zurück. Kaiserin Viktoria (1840–1901), Tochter der legendären Queen Victoria, war eine Kritikerin der Militärtradition und des Hegemonialstrebens Preußens.
Unter ihrem Sohn und Nachfolger Wilhelm II. (1859–1941) jedoch begann das Wettrüsten, das Europa schließlich in die Katastrophe führen sollte.
Die Grünanlagen des Kreuzbergs sind nach dieser modernen Frau benannt: Der Viktoriapark.
Zu Ehren von Queen Victoria und ihrer Tochter Viktoria erheben wir drei Finger, ein ukrainisches Zeichen für die Hoffnung auf den Sieg und taufen die dritte Bühne des Kreuzberg Festivals in der Großbeerenstraße ehrfürchtig und liebevoll : „VIKTORIA 3“
Lasst uns das Gute feiern!
Lasst uns gemeinsam ein machtvolles Zeichen setzen, drei Tage lang !
Denn wir sind die Bürger. Am Volkspark, am Kreuzberg, in Frieden und Freiheit.
Die Vielfalt macht uns reich, das Andere bildet das Ich, vielseitige Kultur schafft safe spaces und Musik ist die Sprache, die uns verbindet.
Es ist angerichtet.
Der Kiez ist Programm.
Multimedia berichtet
Über wer, wo und wann
Oder hier, schön verdichtet
Und auf Facebook und Instagram
Bleibt nur noch eine Frage:
Was zieh ich bloß an?
Bis dann!